Better Call Saul: Kritik zum Auftakt der 6. und letzten Staffel (2024)

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Von: Bjarne Bock

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Better Call Saul: Kritik zum Auftakt der 6. und letzten Staffel (1)

Kontinuierliche Großartigkeit bleibt bis zur sechsten und auch letzten Staffel das Steckenpferd des Breaking-Bad-Prequels Better Call Saul. Starkes Drehbuch, starke Inszenierung, starkes Schauspiel - einfach starkes alles!

Spoilerwarnung - diese Meldung kann Hinweise auf die Fortführung der Handlung enthalten!

Die zwei Showrunner Vince Gilligan und Peter Gould präsentieren dieses Jahr den Abschluss ihrer AMC-Serie Better Call Saul. Die sechste Staffel, die hierzulande wieder parallel bei Netflix ausgestrahlt wird, beginnt gleich mit einer Doppelfolge. Nach dem 23. Mai kommt es zu einer kurzen Sommerpause, bis am 11. Juli der Countdown zu den sechs letzten Kapiteln vor dem großen Finale beginnt. Am 15. August heißt es dann Abschied nehmen.

Für den Kabelsender ergeben sich aus der Zweiteilung der letzten Season - bei der Mutterserie Breaking Bad lief es damals ähnlich - gleich mehrere Vorteile: Erstens bleibt das Prestigedrama „Better Call Saul“ noch ein bisschen länger auf Sendung und zweitens haben Bob Odenkirk, Rhea Seehorn, Jonathan Banks und Co dann nicht nur im nächsten, sondern auch im übernächsten Herbst noch mal eine Chance auf einen längst überfälligen Emmy-Award.

In der folgenden Besprechung geht es um die beiden ersten Episoden der sechsten Staffel, Wine and Roses (6x01) und Carrot and Stick (6x02). Kann „Better Call Saul“ nach dem knapp zweijährigen Hiatus an das starke Niveau anknüpfen, das wir Fans gewöhnt sind? Und was werden voraussichtlich die zentralen Konflikte für das Finale sein?

Kim und Jimmy

Um die erste der zwei Fragen zu beantworten, braucht es keine fünf Minuten: Mit einer brillanten Eröffnungsszene wischen Gilligan und Gould (Letzterer schrieb zum Auftakt das Drehbuch, Ersterer führte Regie bei Episode zwei) alle Zweifel weg - sofern überhaupt welche vorhanden waren. Wir sehen, wie Saul Goodmans (Odenkirk) bunte Krawatten in Schwarz-Weiß zu Boden regnen, bis sie langsam Farbe annehmen. Ein symbolischer Übergang vom alten „Better Call Saul“, wie wir es kannten, hin zur finalen Form der Serie, die uns nun erwartet. Es geht in die Endphase, mit dem Ziel, das Prequel an „Breaking Bad“ anzuschließen. Und das könnte noch spannender werden, als einige vielleicht vermuten...

Unterlegt ist das Opening mit dem oscarprämierten Soundtrack zum Jack-Lemmon-Streifen „Days of Wine and Roses“ aus dem Jahr 1963, dessen Handlung nichts Gutes ahnen lässt mit Blick auf Kim (Seehorn) und Jimmy. Auch birgt der Titel eine Ironie, wenn man bedenkt, dass wir mit ansehen, wie das Haus des Protagonisten von den Behörden auseinandergenommen wird. Die Zeitebenen verschwimmen immer mehr, was auch durch ein Exemplar des Sci-Fi-Klassikers „Die Zeitmaschine“ von H. G. Wells repräsentiert wird, das auf Sauls Aktenschrank liegt. Tatsächlich bin auch ich inzwischen ganz verwirrt, ob ich jetzt noch von Jimmy oder schon von Saul sprechen soll. Wir befinden uns auf dem Gipfel der Transformation.

Offen ist nur, ob auch Kim sich verwandelt. Was schon im Finale der vorherigen Season besorgniserregend angedeutet wurde, wird nun weiter vertieft. Kim hat zwar ihren hochbezahlten Wirtschaftsjob aufgegeben, um pro bono für den guten Zweck zu arbeiten. Doch gleichzeitig macht sie sich immer mehr zur Komplizin ihres Tunichtgut-Gatten. Gemeinsam heckt das Duo einen ziemlich fiesen Plan gegen Howard Hamlin (Patrick Fabian) aus. Sie wollen seine Karriere zerstören und dafür sorgen, dass der Sandpiper-Fall endlich abgeschlossen wird, was einen fetten Zahltag für Jimmy bedeuten würde.

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Better Call Saul: Kritik zum Auftakt der 6. und letzten Staffel (2)

Auch gelingt es der Serie einmal mehr, dass auch wir uns mit den charmanten Betrügern gemein machen und sie anfeuern. Odenkirk und Seehorn haben einfach eine Synergie, die derzeit einzigartig ist auf den Bildschirmen und uns bald sehr fehlen dürfte. Auf das nächste Level gehoben wird das Ganze in der zweiten Folge dieser neuen Staffel, als sich Kim und Jimmy zwei alte Bekannte zu Nutze machen, um den hinterlistigen Plan gegen Howard voranzutreiben. Auch hier beginnt die Sache wieder wie ein halb so schlimmer Kinderstreich, der dann erschreckend eskaliert. Am Ende ist es Kim, die die Peitsche einsetzt, während Jimmy beim Zuckerbrot bleibt. Überholt sie ihn noch rechts auf der schiefen Bahn?

Im Auftakt zur neuen Season Better Call Saul ist die zivilisierte Anwaltswelt von Albuquerque, also der Handlungsstrang von Kim und Jimmy, wieder etwas klarer abgetrennt von der sehr viel ernsteren Storyline rund um Mike (Banks), Gus (Giancarlo Esposito) und Co. Dabei waren diese beiden Seiten der Medaille in der vergangenen Staffel vermehrt verschmolzen, was erstaunlich gut funktionierte. Rein nach Screentime überwiegt in den beiden ersten Episoden wahrscheinlich sogar der düstere Teil, der sich nach dem blutigen Finale im April 2020 nun vor allem um unseren Lieblingsschurken Lalo (Tony Dalton) und den armen Nacho (Michael Mando) dreht.

Lalo und Nacho

Wenn es um die Salamancas und das Kartell geht, muss man sein Kopf meist ein bisschen mehr anstrengen, um den Überblick zu behalten. Es hilft auf jeden Fall, vor Beginn der neuen Season noch mal einen Recap der letzten Staffel zu lesen. Man muss die großen Player - Don Eladio (Steven Bauer), Hector Salamanca (Mark Margolis), die Zwillingsbrüder Leonel und Marco (Daniel Moncada und Luis Moncada) oder Juan Bolsa (Javier Grajeda) von der Kolumbianer-Gang - schon noch kennen, um den Überblick zu behalten. Sonst versteht man hier nicht, wer warum vor wem wegläuft.

Der Reihe nach: Gus' Anschlag auf Lalo ist gescheitert. Nacho, der ihn nach dem Treffen mit Don Eladio verraten und das Spezialkommando in sein Haus geschleust hatte, ist auf der Flucht. Mike will ihn aus der Ferne in Sicherheit bringen, doch die Chancen stehen schlecht. Die Salamanca-Zwillinge sind Nacho dicht auf den Fersen. Und was zu dem Zeitpunkt niemand weiß: Auch Lalo ist vom Gejagten längst wieder zum Jäger geworden. Sein Onkel Hector will Nacho lebend, um einen Beweis gegen Gus in der Hand zu haben. Dann würde die Rache des ganzen Kartells auf Gus niederprasseln. Nach einem merkwürdig harmonischen Treffen mit Hector ahnt Gus bereits, dass sein Plan nicht funktioniert hat.

Das Katz-und-Maus-Spiel südlich der mexikanisch-amerikanischen Grenze ist zwar überaus langsam in Szene gesetzt, bietet aber trotzdem einige sehr coole Actionszenen (besonders in der zweiten Folge). Stellenweise fühlt man sich sogar an den großartigen Coen-Brothers-Film „No Country for Old Men“ erinnert. Am Ende bleibt das Schicksal Nachos zwar offen, doch es es sieht alles andere als gut aus für den sympathischen Nebencharakter, der im Gegensatz zu vielen anderen Figuren in der Serie keine Lebensversicherung in Form eines späteren Auftritts bei Breaking Bad hat...

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Better Call Saul: Kritik zum Auftakt der 6. und letzten Staffel (3)

Was bei Better Call Saul einst als kleiner Nebenplot rund um Mike begonnen hat, ist ausgewachsen zu einem komplexen Konflikt von Kriminellen, der sich größentechnisch selbst mit Breaking Bad messen kann. Um ehrlich zu sein, ist mir dieses zweite Standbein der Serie seit der Einführung von Gus vielleicht sogar zu groß geworden. Zumindest neigt mein persönlicher Geschmack deutlich mehr zu Kim und Jimmy und ihren Spielchen mit viel kleineren Einsätzen. Andererseits hätten wir sonst so viele denkwürdige Momente verpasst, zumal ich auch keine einzige Lalo-Szene missen wollen würde.

Fazit

Jede andere Serie hätte für so einen Auftakt locker fünf Sterne gekriegt, doch bei „Better Call Saul“ muss man die Skala etwas nach oben verschieben, damit keine Deckeneffekte auftreten (die vier Sterne sind also im Verhältnis zu betrachten). Die volle Punktzahl spare ich mir auf für die Folgen, die die perfekte Mischung aus „nicht zu langsam“ und „nicht zu unübersichtlich“ finden - was erfahrungsgemäß meist die waren, in denen die Welten von Kim und Jimmy und Mike und Gus symbiotisch zusammenkamen, was besonders die letzte Staffel so beeindruckend vorgemacht hat.

Jedenfalls gelingt es Vince Gilligan und Peter Gould mit einer verblüffenden Leichtigkeit, das gewohnte „Better Call Saul“-Gefühl pünktlich zum Auftakt der Finalstaffel zurückzuholen. Nach insgesamt fast 15 Jahren großartiger Arbeit kann man diesen Leuten einfach blind vertrauen, dass sie das Franchise zu einem würdigen Abschluss bringen. Man kann sogar hoffen, dass sie so geschickte Verbindungen zu „Breaking Bad“ finden, dass man sofort nach dem Ende Lust kriegt, wieder ganz am Anfang einzusteigen. Immerhin stehen ja auch ein paar überaus interessante Gastauftritte an...

Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie viel Bock ich auf die kommenden Monate habe, „Better Call Saul“ auf dem Weg zum Finale mit wöchentlichen Reviews zu begleiten (genauso freue ich mich auf Eure Kommentare). Allein die Tatsache, dass die AMC-Serie nicht nur eines der besten Dramen ist, die momentan laufen, sondern auch eine der besten Comedys - man denke nur an Jimmys Ausbruch im Golfclub oder an seine Gespräche mit den Kettlemans -, macht mich ziemlich sprachlos. Nächsten Dienstag geht es weiter mit der neuen Episode, die den Titel Rock and Hard Place (6x03) trägt.

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Hier abschließend noch der Trailer zur aktuellen sechsten Staffel der Serie Better Call Saul:

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